Das Flüchtlingsmädchen Teil 3

Eine Woche später

Aus dem schüchternen Mädchen ist fast schon ein typischer Teenager geworden. Diesmal ist – neben einer Dolmetscherin – auch ihre Mutter dabei. Die Sechzehnjährige zeigt mehr Emotionen und weist die typischen Verhaltensmuster von Menschen auf, die das erste Mal ein Hörsystem tragen und damit überfordert sind.

Nach genauerem Nachfragen, warum sie ihr Gerät nicht regelmäßiger trägt, wird sie sehr lebhaft und gibt mir zu verstehen, dass sie vor den vielen Höreindrücken überfordert ist. Sie besucht eine Gehörlosenschule und dort ist es oft sehr laut. Hierzu kommt die noch unbekannte deutsche Sprache. Während unseres Termins unterhält sie sich mit ihrer Mutter auf Farsi und das mit einer deutlichen Aussprache. Allerdings nimmt sie das Mundbild zur Hilfe, was aber ganz normal ist. Es ist beeindruckend und spannend für mich, sie so zu sehen. Mit Hilfe der Dolmetscherin erkläre ich unserer jungen Kundin wie wichtig es für sie ist ihr Hörgerät regelmäßig zu tragen.

Es entwickelt sich eine Unterhaltung, in der ich erfahre, dass die Familie aus der Hauptstadt von Afghanistan, aus Kabul kommt. Das junge Mädchen hat noch sechs Geschwister. Vor 11 Monaten sind sie als Familie nach Deutschland gekommen. Hier haben sie den Status: GEDULDET.

Während wir uns unterhalten, merke ich, wie die Sechzehnjährige alles mit Spannung beobachtet. Ich habe den Eindruck und die Hoffnung, dass ihr der Gewinn des besseren Hören – der natürlich mit dem regelmäßigen Tragen des Hörgerätes verbunden ist – bewusst wird.

Zum Abschied umarmt sie mich.